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Klang

Konzertzimmer Bonn

»Musik und Sprache brauchen diametral verschiedene raumakustische Setups. In einem Konferenzraum arbeitet man fast ausschließlich mit schallschluckenden Materialien, weil man für eine gute Sprachverständlichkeit eine kurze Nachhallzeit braucht. Musik hingegen wirkt bei einer kurzen Nachhallzeit trocken und flach.«
David Koenigsfeld, Architekt
Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Ein Konzertzimmer erfüllt zweierlei akustische Zwecke: Erstens fungiert es als Trichter, der den Schall der Musikinstrumente des Orchesters in den Zuschauerraum hinein verlängert, zweitens sorgt es nach innen hin für eine möglichst ausgeglichene Schallreflexion, in der die Musiker sich gegenseitig gut hören können. Diese optimalen Klangbedingungen müssen außerdem für verschiedene Konzertsituationen von der Kammermusik bis hin zu einem voll besetzten Orchester realisiert werden. Darum besteht ein Konzertzimmer auch oft aus verstellbaren Wand- und Deckenelementen, die den jeweiligen Bedürfnissen der Orchestergröße angepasst werden können. 

Kontext

Bei dem Bau eines Konzertzimmers für das World Conference Center in Bonn kam eine besondere Schwierigkeit in Bezug auf die Raumakustik hinzu. Ein Konferenzraum ist, im Gegensatz zu einem Konzertsaal, darauf ausgerichtet, optimale Klangbedingungen für Sprecher herzustellen. Dafür braucht man möglichst kurze Nachhallzeiten, wohingegen Musik auf eine möglichst lange Schalldauer angewiesen ist, um sich akustisch optimal entfalten zu können. Für den Konferenzraum des Kongresszentrums wurde darum ein zweiseitiges Wandsystem installiert, das über ein Schienensystem bewegt werden kann. So wird für Konzerte die glatte, und für Konferenzen die akustisch perforierte Seite der Wandelemente genutzt. Um ein allumfassendes Raumkonzept mit optimalen Klangbedingungen für die verschiedenen Nutzungsszenarien zu entwickeln, arbeiteten die Architekten von Heinle, Wischer und Partner mit einem Akustiker und einem Spezialisten für Bühnenbau zusammen.

Architektur

Weitere Herausforderungen im Zusammenhang mit einem Konferenzzentrum entstehen aus seiner die üblichen Proportionen eines Konzerthauses überschreitenden Dimension und den daraus folgenden, speziellen Anforderungen für seine Entfluchtung und Entrauchung. Außerdem sollte das Konzertzimmer innerhalb kürzester Zeit auf- und abbaubar sein, um den Konferenzsaal nicht über das unbedingt notwendige Maß hinaus für Umbaumaßnahmen zu blockieren. Mit einer Kombination aus Leichtbauelementen und einem modularen System, das über eine spezielle Traversenkonstruktion eingebracht wird, konnte eine Auf- und Abbauzeit von jeweils zwei Tagen realisiert werden. Dies kam auch dem Umzug des Konzertzimmers in das Bonner Opernhaus sehr gelegen, mit dem das nur temporäre Asyl des Beethoven-Orchester im World Conference Center beendet wurde. Trotzdem wird das »fliegende Konzertzimmer« mindestens einmal im Jahr zurück in das Konferenzzentrum gebracht, wo es während des Beethovenfestes internationalen Orchestern als Bühne dient. 

»Das Konzertzimmer für das Bonner Beethoven-Orchester vereint die technisch anspruchsvolle, adaptive raumakustische Gestaltung mit den hohen ästhetischen Ansprüchen an eine Konzertbühne.«
David Koenigsfeld, Architekt
Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten